Ausstellung, 2009

»Thematisch konsequent erinnert die Präsentation der rund 200 Fern- sehturmminiaturen an einen Souvenirladen.«

Friederike Meyer, Bauwelt

Ein Souvenirladen im Architekturmuseum, oder: Wie niedlich kann politische Architektursymbolik sein? Ob in Moskau, Belgrad, Berlin oder Kairo – kaum eine Stadt oder eine Nation, die sich als fortschrittlich darstellen wollte, konnte auf den demonstrativen Bau eines Fernsehturms verzichten. Sie sind fast immer Symbole für gesellschaftlichen Wandel bzw. politische oder wirtschaftliche Macht.

Kein anderer Gebäudetyp war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts politisch so aufgeladen wie der Typus der Fernsehtürme. Die weltweite Verbreitung der Türme, die 1956 mit der Einweihung des Stuttgarter Fernsehturms ihren Anfang nahm, zeichnet die politische Geschichte des 20. Jahrhunderts nach: Auf die Systemkonkurrenz zwischen Ost und West folgte das Ringen der Global Cities um touristische und ökonomische Anziehungskraft. Die ersten Fernsehtürme entstanden vor allem in Europa, Neubauten entstehen derzeitig fast ausschließlich in den aufstrebenden Staaten Asiens und im Nahen Osten.

Die Ausstellung zeigt 25 realisierte oder geplante Fernsehtürme in Ashgabat, Auckland, Barcelona, Baghdad, Belgrad, Berlin, Brasilia, Guangzhou, Jakarta, Jekaterinburg, Johannesburg, Kairo, Las Vegas, Liberec, Moskau, Prag, Riga, Shanghai, Stuttgart, Taschkent, Teheran, Tokio (2x), Toronto und Vilnius. Noch nie zuvor waren so viele Fernsehtürme in einer Ausstellung versammelt.

Anders als in vielen Architekturausstellungen werden die Besucher im DAM keine Architekturmodelle, Renderings oder Konstruktionszeichnungen finden, sondern eine Objektsammlung der Alltagskultur: Briefmarken und Postkarten, Cocktailmixer und Käsespieße, Nachttischlampen und Schnapsflaschen, Stifte, Schneekugeln, Puzzle und Kerzen. Das DAM wird zum Souvenirladen, der die Vielfalt der individuellen Aneignung der (Staats-) Architekturen dokumentiert.

Beteiligte

Kuratoren: Friedrich von Borries, Matthias Böttger, Florian Heilmeyer (raumtaktik)
Grafikdesign: Lazlo Toffel, Berlin
Team: Wiesje Bijl, Anne Horny, Benjamin Kasten, Ragna Körby, Anne Levy, Keke Ye, Philipp Kress, Nicolas Rauch

Zugehörige Projekte

Publikation

Fernsehtürme (Katalog)

Symbole für gesellschaftlichen Wandel, für politische und wirtschaftliche Macht.

Ob in Moskau, Belgrad, Berlin oder Kairo – kaum eine Stadt oder eine Nation, die sich als fortschrittlich darstellen wollte, konnte im 20. Jahrhundert auf den demonstrativen Bau eines Fernsehturms verzichten. Die Fernsehtürme, die seit 1950 die der Städte überragen, sind fast immer Symbole für gesellschaftlichen Wandel, für politische und wirtschaftliche Macht.